Vdek verleiht Hamburger Selbsthilfepreis

Weiß-braune Kaffeetrinker*innen zu Gast im Qualifizierten Entzug im EKA

Hamburg, 20. Juli 2020

Michael Krause vom Verein der Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen, dem „komafreien“ Fan-Club des FC St. Pauli, stellten erstmalig die Arbeit des Clubs im Qualifizierten Entzug im
Ev. Krankenhaus Alsterdorf (EKA) vor. Knapp 15 Patienten und Mitarbeitende aus dem Qualifizierten Entzug in der Inneren Medizin folgten im Konferenzraum mit ausreichend Hygiene-Abstand interessiert den Ausführungen dieser besonderen Selbsthilfegruppe.

Krause, 1. Gruppensprecher des wohl einzigen alkoholfreien Fußball-Fanclubs des FC
St. Pauli und ehemals selbst wegen seiner Suchterkrankung Patient im EKA, informierte anschaulich über die Arbeit des Clubs. Fußball-Fans des FC St. Pauli treffen sich regelmäßig für gemeinsames alkoholfreies Genießen von Fußballspielen „ihres“ Vereins (im Stadion aber auch vor dem TV) aber auch zu weiteren Freizeitaktivitäten.

Club-Mitglieder sind Fans mit und ohne Suchthintergrund. „Ich war einfach auf der Suche nach einem passenden Fan-Club des FC St. Pauli für mich, obwohl ich keinen Suchthintergrund habe,“ erzählt Clubmitglied Silke in der Runde. „Mir gefiel einfach die sehr persönliche Atmosphäre im Club, das geht auch ohne Alkohol.“

Nicht nur Fanclub, sondern auch gleichzeitig als Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte, das ist das Prinzip des Clubs. „Bestimmte Themen lassen sich als Suchtbetroffener einfach besser mit selbst Betroffenen besprechen,“ so Krause. „Die Selbsthilfe ist einfach ein weiterer und wichtiger Baustein, ergänzend zur professionellen Hilfe, um von der Sucht loszukommen.“ Gegründet wurde der Verein von zwei ehemals Alkoholabhängigen St. Pauli-Fans, die sich versprachen, nach dem Entzug, insbesondere beim Fußballgucken, gegenseitig auf sich aufzupassen.

Wie wichtig das Thema „Freizeitgestaltung danach“ ist, weiß Krause aus eigener Erfahrung: „Nach dem Entzug – egal welchen Suchtmittels – fällt ein großer Teil der vorherigen „Freizeitgestaltung und Hobbys“ weg. Bei mir war es das Trinken – mit und ohne Gesellschaft. Aber was tun stattdessen?“

Krause hat es für sich geschafft – seit 13 Jahren ist er abstinent, hat hierfür aber auch viel an sich arbeiten müssen. „Nach dem Entzug hat man erst einmal viel zu viel Freizeit. Und nicht nur bei sportlichen Aktivitäten in Vereinen, eigentlich in allen Bereichen des sozialen Lebens ist Alkohol immer ein Thema. Unterschätzt die plötzliche Einsamkeit nicht, macht euch Gedanken, was nach dem Entzug kommt und wie ihr eure Zeit verbringen wollt,“ so seine eindringliche Empfehlung an die Zuhörer.

Gewohnheiten ändern, immer wieder nein zur Sucht sagen, sich oft auch einen Freundes- und Bekanntenkreis neu bzw. wieder zu erschließen – all das erfordert viel persönliche Stärke und Willenskraft. Deshalb sei es auch so wichtig, sich schon frühzeitig Gedanken um die freie Zeit nach dem Entzug zu machen.

Zunehmende Probleme sieht Krause im Bereich des Glücksspiels. Auch diese Sucht be-
gegnet ihm in seiner Präventionsarbeit mit den Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen immer häufiger. Hier zeigt sich auch ein Widerspruch in der Club-Arbeit und dem Fußballverein
FC St. Pauli: Zahlungskräftige Werbepartner im Fußball sind häufig Zigaretten- oder Alkoholhersteller aber auch Glücksspielanbieter. Diskussionen bei den Sportvereinen über Sponsoren, ein deutliches Signal setzen, dass gerade sportliche Freizeitaktivitäten nicht automatisch mit dem Konsum von Suchtmitteln verbunden sein müssen – hierfür ein neues Bewusstsein anregen, auch das wird bei den Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen großgeschrieben.

Um dieses Engagement für gesellschaftliche Veränderung und die Arbeit als Selbsthilfe-
gruppe zu würdigen, haben die Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen nun auch einen Preis gewonnen: Der Verband der Ersatzkassen hat seinen mit 2.500 Euro dotierten Hamburger Selbsthilfepreis in diesem Jahr an die Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen verliehen, um deren vielfältiges Engagement auszuzeichnen.

Für die Zuhörer am heutigen Abend im EKA war der Besuch der Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen ein eindringlicher Appell und sicherlich auch interessante Anregung zum Nachdenken über die eigene Zukunft.

© Evangelische Stiftung Alsterdorf

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